Brigitte Kronauer, geboren am 29. 12. 1940 in Essen. Nach dem Studium in Köln und Aachen bis 1971 Lehrerin in Aachen und Göttingen. Lebte seit 1974 als freie Schriftstellerin in Hamburg. Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. 1997 Heidelberger Poetik-Vorlesung, 1997/98 in Zürich ETH-Poetik-Vorlesung; 2011 Ernst-Jandl-Dozentur für Poetik, Wien; 2012 Züricher Poetikvorlesung. Kronauer starb nach langer schwerer Krankheit am 22. 7. 2019 in Hamburg.
* 29. Dezember 1940
† 22. Juli 2019
von Gisela Ullrich, Sibylle Cramer, Julia Bertschik und Tanja van Hoorn
Essay
Seit Ende der 1960er Jahre hat Brigitte Kronauer Prosatexte und Aufsätze in Zeitschriften veröffentlicht; dann – 1974, 1975 und 1977 – erschienen drei Bände in Kleinverlagen: „Der unvermeidliche Gang der Dinge“, „Die Revolution der Nachahmung“ und „Vom Umgang mit der Natur“. Die etablierten Verlage lehnten ihre Manuskripte ab, und die Literaturkritik schenkte ihr keine Beachtung. Das änderte sich auf einen Schlag, als Klett-Cotta 1980 den ersten Roman („Frau Mühlenbeck im Gehäus“) herausbrachte. Über die außerordentliche Begabung der Autorin waren sich nun die meisten Rezensenten einig. „Wie ist es möglich, solche Sätze zu machen und jahrelang den Suchstrahlen der Literatur-Akquisition zu entgehen? Solche Sätze werfen doch nicht nur mich um“, fragte Hannelies Taschau 1980 in ihrer Besprechung. Und Uwe ...